– unser Türmchen – einst das Wahrzeichen von Ewersbach, jetzt das Wahrzeichen von Dietzhölztal
Vorsitzender dieses Vereins war zu jener Zeit der Apotheker Rudolf Kröck, der vermutlich auch der Initiator zu diesem Bau war. Erstmalig wurde der Bau eines „hölzernen oder massiven Aussichtstempelchens“ in der Vorstandssitzung des Verschönerungsvereins vom 08.12.1898 erwähnt.
In dieser Vorstandssitzung lagen zwei Zeichnungen für einen solchen Aussichtsturm vor. Herr Friedrich Birkelbach wurde beauftragt, Kostenvoranschläge auszuarbeiten, „was Herr Birkelbach kostenfrei übernahm“.
Bürgermeister Oppermann aus Straßebersbach sollte mit der Hauberggenossenschaft Straßebersbach wegen Bereitstellung des erforderlichen Grund und Bodens verhandeln. Nachdem die Vorarbeiten abgeschlossen waren, entscheid sich der Vorstand in seiner Sitzung am 04.03.1899 für einen der vorliegenden Planentwürfe. In der Hauptversammlung des Vereins wurde die Finanzierung des Turmbaues geregelt. Die Vorstandsmitglieder stellten aus eigenen Mitteln eine Anleihe von 1.350 Mark zur Verfügung, die mit 4%p.a. zu versinsen war. Eine ausserordentliche Spende von 100,– Mark tätigte der Großherzog von Luxemburg.
Der Verschönerungsverein sollte erst dann Besitzer der Wilhelmswarte werden, wenn alle Verpflichtungen den Darlehensgebern gegenüber erfüllte waren. Diese Anteile wurden von den Vorstandmitgliedern wie folgt aufgebracht:
Herr Birkelbach 300 Mark, Herr Eckhardt 300 Mark, Herr Jäger 100 Mark, Herr Kröck 300 Mark, Herr Lettermann 50 Mark, Herr Nickel 100 Mark, Herr Oppermann 50 Mark, Herr Rauschenberger 50 Mark, Herr Schneider 100 Mark.
Am 18.06.1900 wurde in einer kleinen Feier der Grundstein zur Wilhelmswarte gelegt. Ein Kinderchor eröffnete und beschloß diese Feier. Die Urkunde – welche dem Grundstein eingefügt wurde – lautete auszugsweise:“Im Jahre 1899 nach Christi Geburt beschloß der Verschönerungsverein für das obere Dietzhölztal zu Straßebersbach hier auf dem Sassenberg diese Warte zu errichten und dieselbe „Wilhelmswarte“ zu nennen zur Erinnerung an den Nassau-Dillenburgischen Prinzen Wilhelm I. von Oranien, den Befreier der Niederlande von der spanischen Herrschaft im 16. Jahrhundert“.
Der Bau der Warte wurde im Juni 1900 begonnen.
Den Bauplan entwarf der Verwalter Christian Six zu Neuhütte. Die Bauarbeiten besorgten die Maurer Jacob Knöbel I von Straßebersbach und Karl Knöbel von Steinbrücken; die Schlosser Jacob Knöbel II, Karl Saalbach und Wilhelm Wickel IV von Straßebersbach sowie der Spengler Wilhelm Kreck von Straßebersbach.
Die Bauarbeiten schritten rasch voran und so konnte bereits schon am 12. Mai 1901 die Einweihung erfogen.
Die Beteiligung der Bevölkerung war bei dieser Einweihungsfeier sehr groß, stellte doch ein solches gemeinnütziges Bauwerk ein echtes dörfliches Ereignis in der damaligen Zeit dar.
Bis in die 1960er Jahre hinein diente die Wilhelmswarte den Einheimischen und den Kurgästen als beliebter Aussichtsturm. Die Witterungseinflüsse der Zeit und auch mutwillige Zerstörungen haben Schäden an dem Bauwerk herbeigeführt. Daher wurde Anfang der 1970er Jahre eine Aufstockung in Holzbauweise vorgenommen und ein Steildach errichtet. Leider ist hierdurch der ursprüngliche Charakter des Bauwerkes zu seinem Nachteil erheblich verändert worden.
Dieser Bericht soll Erinnerungen wecken und die Hoffnung auf ein Erblühen des Türmchens im damaligen Gewandt.
Aus Dietzhölztaler Nachrichten Nr. 50/2019
Das Türmchen in seinem Urzustand:
2020