Der Maimann ist eine mindestens bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts belegte Traditionsfigur. Besonders im nördlichen Teil des mittelhessischen Lahn-Dill-Kreises (Ortsteile von Dietzhölztal, Eschenburg und Stadtteile von Haiger) wird diese Tradition an Pfingsten noch gepflegt.
Getragen wurde dieses Brauchtum ursprünglich von den männlichen Schulabgängern eines Jahrganges, die den Rundgang und die Feierlichkeiten organisierten.
Heutzutage wird der Rundgang und die anschließenden Feierlichkeiten fast ausschließlich durch Vereine organisiert. Lediglich in Rittershausen hat die alte Tradition noch bestand.
Der laubgeschmückte Maimann soll den Sieg des Sommers über den Winter zeigen. Da aber Anfang April noch nicht genügend Buchenlaub zur Verfügung steht, wird dieses Brauchtum im späten Mai gefeiert.
Der Maimann ist jedes Jahr zu Pfingsten in den Dörfern anzutreffen. Je nach dörflicher Tradition entweder am Pfingstsonntag oder Pfingstmontag. Auch der Kopf des Maimannes wird von Dorf zu Dorf unterschiedlich dekoriert.
Der Ritus in Dietzhölztal-Rittershausen:
Am Morgen des Pfingstsonntages gehen die jüngeren Kinder des Dorfes und bringen selbstgepflückte kleine Blumensträuße in das Haus, wo der Strauß des Maimannes gebunden wird. Als Dankeschön erhalten sie dafür ein Glas Himbeersaft. Diese Blumen werden dann an einem viereckigen Holzgestell, welches montags der Maimann aufgebunden bekommt, zusammen mit bunten Bändern und vielen, meist 300-400 ausgeblasenen Eiern, befestigt. In der frühen Nachmittagszeit wird der gebundene Strauß von den Jungen im Dorf herumgetragen und vorgestellt. Am späteren Nachmittag wird von allen etwa 4- bis 14-jährigen Jungen im Wald das Mailaub (Buchenlaub) geholt. Väter binden es ihren Jungen als Gebund auf den Rücken und mehr oder weniger fröhlich singend wird dies dann auch durch das Dorf getragen. Abgelegt wird es in der Scheune, wo am nächsten Tag der Maimann eingebunden wird.
Am Pfingstmontag beginnt der Tag früh. Um vier Uhr morgens, noch vor Anbruch des Tages, treffen sich die ältesten Jungen mit ihren Vätern im Wald. Als erstes wird sich dort mit Speck, Wurst, Eiern und auch ”abgekochtem Flüssig-Brot“ gestärkt. Mit Anbruch des Tages werden, ähnlich wie Sonntagnachmittag Laubgebinde, jetzt allerdings Birkenreisig, welches später zum Binden des Maimannes gebraucht wird, durchs Dorf getragen und ebenfalls zur Scheune gebracht.
Dort beginnt dann am frühen Vormittag das eigentliche Einbinden des Maimannes. Erfahrene Männer binden einem jungen, kräftigen Mann mit dem gesammelten Buchen-und Birkenreisig so ein, dass er dann komplett von Fuß bis Kopf in den grünen Reisern verschwunden und nicht mehr zu erkennen ist. Zum Schluss bekommt er den anfangs erwähnten bunten Strauß als Krone aufgesetzt. Dies alles geschieht bei geschlossenem Scheunentor. Wenn der Maimann fertig ist, öffnet sich das Scheunentor und der Maimann und die Jungen beginnen ihren Marsch durch das Dorf. Der Maimann wird während des Marsches von zwei der ältesten Jungen geführt. Im Dorf werden Eier, Mehl und Speck gesammelt. Diese werden dann zu Eier- (Pfann-)kuchen verarbeitet, welche im Anschluss an die ganze Pozession von den Kindern und Erwachsenen verspeist werden.
In Rittershausen lebt auch noch die Tradition der Pfingstbraut, die parallel zum Maimann druchgeführt wird.
So wie dort der Maimann von den Jungen des Konfirmanden-Jahrganges (früher die Schulabgänger) organisiert wird, organisieren dort die Mädchen desselben Jahrgangs am Pfingstmontag die Pfingstbraut. Die Mädchen des 8. Schuljahrganges versuchen am Pfingstmontag dem Maimann und damit den Jungs, Konkurrenz zu machen. Pfingstbräute werden drei Mädchen des ersten Schuljahres. Sie werden morgens von erfahrenen Frauen (ursprünglich war das die Handarbeitslehrerin der Schule) mit einem schönen Haarschmuck gekrönt. Dieser Haarschmuck besteht aus einem Blumenkranz, der mit bunten, langen Bändern versehen ist. So schön geschmückt gehen sie, zusammen mit den Mädchen bis zum 8. Schuljahr, durch das Dorf. Sie gehen von Haus zu Haus, sagen verschiedene alte Sprüche auf und sammeln – ebenso wie die Jungen mit dem Maimann – Eier, Speck und Mehl und verzehren dann mittags beziehungsweise nachmittags mit Eltern, Freunden und Bekannten auch ihre Eierkuchen. Wenn sich unterwegs Maimann und Pfingstbraut treffen, kommt es zu einem Streitgespräch, bei dem jede Seite versucht, die andere durch Schimpfworte herabzuwürdigen.
Durch diesen Brauch soll die Vertreibung des Winters aus den Dörfern und der Sieg des Sommers gefeiert werden. Dabei kam es in der Tradition zu einigen Änderungen.
In der dämonenhaften Gestalt des Maimannes wird wohl der Winter dargestellt. Ursprünglich wurde der Maimann in Stroh eingebunden, was früher ein Zeichen des Winters war. Zunächst nur als Verzierung wurden grüne Zweige eingeflochten, die dann später dominierten. Dennoch hat sich die gelbe Farbe mit dem Ginster und Sumpfdotterblumen gehalten.
Erst nach Entrichtung des Tributes des Dorfes in Form von Wurst, Eier und Speck lässt sich der Maimann von der Pfingstbraut vertreiben.
Gerade letzterer Tradition wird in einigen Dörfern nicht mehr gefolgt, was dadurch erklärt werden könnte, dass die Jungen mehr Unterstützung fanden als die Mädchen.
Aus Wikipedia, ergänzt um örtliche Besonderheiten.
Siehe auch unter Maimann